Manchmal sehe ich neu gestaltete Arbeitswelten und muss unweigerlich an Marc-Uwe Kling und seine Figur des Känguruhs denken: „Kannste so machen, ist dann halt kacke.“ – sagt das Känguruh immer mal wieder, wenn es weiß, dass ein Vorschlag eben nicht funktioniert. Was hat das mit der Gestaltung von Arbeitswelten zu tun?

Angesichts der dramatischen Veränderungen der Arbeit durch Corona, Hygiene-Anforderungen und Homeoffice hat sich vielfach wieder die Mentalität breit gemacht, dass wir viel Chichi brauchen, um Arbeitsplätze so attraktiv zu machen, dass Mitarbeitende wieder gern ins Büro zurückkommen. Da werden dann Schaukeln aufgehängt, künstliche Wälder aufgestellt und die Arbeitsplätze selbst bleiben bei kleinsten Tischen, schlechter Ergonomie und mangelhafter (vielleicht nicht einmal den einschlägigen Vorschriften entsprechender) Beleuchtung stehen. „Kannste so machen, ist dann …“

Oder in einem Panel bei der Veranstaltung Future Workplace diskutierten Immobilien-Experten leidenschaftlich darüber, was eine Arbeitswelt der Zukunft denn mitbringen muss. Tenor: Man müsse die Mitarbeitenden mitnehmen auf die Reise in die Zukunft. Aber als ich gefragt habe, warum man die Mitarbeitenden denn nicht einmal befragt, was sie konkret benötigen, habe ich erstaunte Blicke geerntet. Ja, man kann über die Köpfe der Menschen hinweg etwas planen, das toll aussieht. „Kannste so machen, ist dann …“

Ich will hier nicht nur einen Rant auf schlecht geplante Arbeitswelten verfassen. Aber bitte: Mitnehmen beginnt mit Mitreden. Nehmt die Bedürfnisse der Mitarbeitenden doch ernst, redet nicht abstrakt über Change Projekte, sondern gestaltet den Wandel gemeinsam mit denen, die es betrifft im dialogischen Austausch. Natürlich muss eine Arbeitswelt attraktiv sein, dass sie auf die Arbeitgebermarke einzahlt.

Aber es sind nicht die Schaukel, der Obstkorb oder die Dachterrasse, die Menschen ins Büro holen. Es ist immer und zuallererst eine Arbeitswelt, die funktioniert. Eine Arbeitswelt, die genau zur Arbeit passt und sich harmonisch mit Remote-Work-Angeboten in der Nutzung abwechseln kann. Die Arbeitswelt muss Business Hygge bieten, muss Lust auf die Arbeit und das Team machen.

Mein Eindruck ist, dass wir in Wellen immer wieder dasselbe erleben: Es gibt Phasen, da scheint Aktionismus mehr zu helfen als ein geplantes Vorgehen. Und dann kommt immer wieder die Phase der Ernüchterung. Schade nur, wenn die Fehlinvestition dann schon realisiert ist.

Erinnern Sie sich rechtzeitig an den Spruch des Känguruhs und hinterfragen Sie vermeintlich einfache Lösungen. Für uns gehört das ständige Hinterfragen zum Alltag – denn für einfache Lösungen ist die Arbeitswelt meist zu komplex.

Herzlich

Ihr

Michael Stüve

PS: Liege ich falsch? Ich freue mich auf Ihre Meinung.