Das akustisch perfekt optimierte Büro: Schaumstoff-Würfel an der Decke, ein drahtloses Noise-Cancelling Headset, hochflorige Teppiche, Stühle mit ausgeformeten „Ohren“ und über all dem wabert eine vom Soundmasking erzeugte Geräuschkulisse. Natürlich auch dabei: Phoneboxes für das ungestörte Telefonat. Dass jeder Arbeitsplatz mit einer Lärmampel für das persönliche Feedback ausgerüstet ist, ist hier selbstverständlich. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, es wird investiert, was das Zeug hält und die Regale der Händler hergeben. Ein optimaler Arbeitsplatz? Der sieht anders aus…

Mit Technik gegen Lärm vorgehen verspricht die schnelle, perfekte Lösung – allerdings mit mehr elektromagnetischer Belastung, störanfällig und im Zweifel teuer. Mit Lärm gegen Lärm vorgehen, wie es das Soundmasking verspricht, ist ungefähr so intelligent, wie sich in den Bauch zu boxen, damit die Kopfschmerzen nicht mehr so wehtun. Im Ernst: Alle diese Maßnahmen können Sinn machen – sie helfen im Einzelfall auch, aber als langfristige und nachhaltige Lösungen, taugen sie ohne Sinn und Verstand (sprich: ohne Konzept) eingesetzt natürlich nicht.

Richtig statt viel!

Früher hieß es „Klasse statt Masse“. Auch wenn der Zeitgeist unserer beschleunigten Lebens- und Arbeitswelt vordergründig gegen diesen Leitsatz spricht, ist er doch der einzige Weg, die akustischen Bedingungen in der Arbeitswelt dialogstarker Teams nachhaltig zu verbessern. Dabei ist eines angesagt: Gelassenheit! Perfekte Lösungen wirken nicht über Nacht. Und mehr noch: optimale Lösungen erfordern ein Mitwirken aller Beteiligten. Ruhe ist mehr als die Abwesenheit von Lärm. Die Grundlage von Ruhe ist eine gut gestaltete Arbeitwelt, die optische, akustische und Visuelle Ruhe unterstützt. Ruhe entsteht auch durch vorbildliche Führung (kein „Durch-den-Raum-Rufen“) oder durch die Abwesenheit von Hektik (kein Herumlaufen im Rücken eines Mitarbeiters). Ruhe ist also ein ganzheitlich wahrgenommener Zustand: Das Ohr, das Auge und die Haut sind Sensoren des Menschen, die auf Unruhe reagieren.

Apropos Masse: Häufig erleben wir auch „überoptimierte“ Räume, die mit überaus perfekter Sprachverständlichkeit glänzen – sehr zu Lasten der Vertraulichkeit von Telefongesprächen. Da bleibt dann nur eines: Kontrollierter Rückbau!

Wer sich auf den Weg zu einem umfassenden Akustikkonzept (sprich: Ruhe) machen will, ist gut beraten, nicht jedem Trend zu folgen und jedes preiswerte technische Werkzeug zu beschaffen. Der erste Schritt ist, richtig zu planen: Arbeitsbereiche werden von Laufwegen getrennt, die bauliche Optimierung in Bezug auf die Akustik wird geplant, Führung wird so gedacht und umgesetzt, dass sie zur Ruhe führt. Erst dann werden Investitionen notwendig – in Lösungen, die lange halten, die dauerhaften wirken. Zum Wohl eines ruhigen Miteinanders und einer effizienten Organisation.

Haben Sie sich schon einmal über technische Werkzeuge zur Akustik-Optimierung geärgert? Weil sie nicht so funktioniert haben, wie sie sollten? Weil sie nicht gehalten haben, was sie versprachen? Weil die Akzeptanz bei Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fehlte?