Mitarbeitende mit der Fleecedecke am Arbeitsplatz – ist das die Perspektive für den nächsten Winter? Sie kennen die Forderungen nach maximal 19 °C Raumtemperatur im Winter und maximal 25 °C in den klimatisierten Räumen im Sommer? Eine Idee, die aus der Hüfte geschossen ist und an der Realität völlig vorbeiläuft. Wirkungsvolle Energieeffizienz ist nämlich etwas ganz anderes.

Nein, wir dürfen uns nicht zum Spielball eines kriegsführenden Staatenlenkers machen. Das heißt aber längst nicht, dass wir unsere Mitarbeitenden frieren lassen müssen. Es braucht langfristig eh eine Lösung, um die Klimatisierung von Gebäuden energieeffizient und mit geringem CO2-Footprint zu bewerkstelligen.

Wenn wir den Krieg nutzen wollen, dann bitte, um die Dekarbonisierung zu beschleunigen aber nicht durch Aktionismus die Gesundheit unserer Mitarbeitenden aufs Spiel zu setzen. Denn das einfache Schwarz-Weiß-Denken – oder besser: Heizung an, Heizung aus – führt nicht zu einer tragfähigen Lösung. Das Ziel ist, in einer gemeinsamen Anstrengung von Mietern und Vermietern, von Arbeitgebern und Mitarbeitenden den Verbrauch fossiler Energieträger wirksam zu minimieren.

Übrigens: Wärme ist im Open Space eigentlich nicht die Herausforderung. Wo viele Menschen sind, entsteht automatisch eine hohe Wärmelast, die im Winter für die richtige Raumtemperatur sorgen kann. Hier ist die Aufgabe für ausreichend gesunde Luftfeuchte zu sorgen. Das sorgt dann auch wieder für eine höhere „gefühlte Temperatur“.

Und für eine zukunftsgerichtete Arbeitsumgebung, die mittel- und langfristig Energie einspart, müssen die Mitarbeitenden eingebunden und mitgenommen werden. Eine Art von „Business Hygge“ muss das Ziel sein. Dabei geht es nicht darum, dass Mitarbeitende auf dem Sofa den Arbeitstag vorbeiziehen lassen, sondern um einen Einklang der Sinneswahrnehmungen, sodass ein Wohlgefühl erzeugt wird: Es ist nicht zu kalt, nicht zu warm, es zieht nicht, aber es hält die Mitarbeitenden im Büro.

Naturmaterialien wie Filz, Lehm oder Holz, atmungsaktive Innendämmung, optisch und haptisch attraktive Oberflächen, alles das leistet einen Beitrag zu diesem Zustand. Und bei der Klimatisierung im Sommer sollte eine Temperaturdifferenz zwischen außen und innen von 6 °C nicht überschritten werden – auch das wirkt auf das Wohlfühlen.

Für mich ist klar: Wir dürfen uns nicht in Energiesparaktionismus verfallen, weil wir dann die Mitarbeitenden verlieren. Wir müssen allerdings die Dekarbonisierung mit großen Schritten vorantreiben, um unseren Mitarbeitenden auch in der Zukunft attraktive Arbeitsplätze bieten zu können. Eine große Aufgabe, die mit dem ersten konzeptionellen Schritt hin zu einer ganzheitlichen Arbeitswelt-Gestaltung beginnt.

Los geht’s.

Ihr Michael Stüve