Vor 15 Jahren hat der Unternehmer Michael Daldrup eine neue Arbeitswelt mit HCD geplant und realisiert und ist damit auch heute noch weit voraus bei New Work. Über die Wirkung einer klaren, prozessorientierten Gestaltung von Arbeitswelten, die über Generationen hinweg Bestand hat.

„Was heute als New Work gehyped wird, das machen wir seit 15 Jahren“, sagt Michael Daldrup, Geschäftsführer des gleichnamigen Unternehmens für Gartengestaltung. „Wir haben damals mit Sandra und Michael Stüve von HCD gemeinsam unser Büro geplant. Wir kommen alle morgens an einem großen ovalen Tisch zum gemeinsamen Frühstück zusammen, dieser Tisch ist unser Zentrum für Planungsgespräche, Verhandlungen mit Lieferanten und vieles mehr.“ Das offene Büro in der ehemaligen Schreinerei auf Burg Hülshoff ist heute ein kreativer Treffpunkt für Mitarbeitende, Lieferanten und – natürlich – Kunden. „Kultivierter Buschfunk“ nennt Daldrup das, was die Zusammenarbeit im Unternehmen ausmacht.

Richtige Raumentscheidung

Die Basis dieser besonderen Unternehmenskultur ist die „richtige Raumentscheidung“, wie es der Unternehmer nennt. „Wir genießen heute die Offenheit des Raumes bei der Arbeit“, sagt Daldrup. So könne man viel einfacher kommunizieren – im Team, mit Lieferanten oder Kunden. Die New Work Bewegung habe viele Dinge hervorgebracht, die er voll und ganz unterschreiben könne: „Wenn der Arbeitsplatz gut ist, geht’s dir besser. Wenn die Arbeitswelt künstlerisch und farbenfroh ist, geht’s dir besser. Und wenn dein Büro nicht das letzte an einem langen, dunklen Gang ist, geht’s Dir auch besser“, bringt er die Bedeutung der Innenarchitektur auf den Punkt.

Dass sie dafür sogar den schon begonnenen Innenausbau der alten Schreinerei wieder zurückbauen mussten, sieht Daldrup heute als absolut richtige Entscheidung. Die ursprüngliche Planung sah nämlich ein „Haus im Haus“ vor. Neben dem, dass kaum natürliches Licht in diesen Neubau fallen würde, reifte in der Arbeit mit dem interdisziplinären Team von HCD schnell die Erkenntnis: Die ursprüngliche Planung passte nicht zu den Arbeitsprozessen und zum Selbstverständis von Daldrup. Mit ihrem Arbeitsschwerpunkt der Organisationsgestaltung hinterfragte Sandra Stüve konsequent die Prozesse und Arbeitsweisen. Aus dieser ausführlichen Analyse entstand dann eine völlig neue Planung.

Wegweisender Planungsworkshop

Die begonnenen Arbeiten waren nach den Planungsworkshops mit HCD dann auch schnell wieder Geschichte: „Orte müssen sich den Menschen anpassen“, ist einer der Sätze der fällt, wenn Daldrup heute über die Kraft von Orten spricht. Erkenntnisse des Feng-Shui, der Fünf Elemente oder der Traditionellen Chinesischen Medizin wenden die Gartenplaner gemeinsam mit einschlägigen Experten auch in der Gartengestaltung an. Nach der Arbeit mit HCD habe man damals entschieden, den eingeschlagenen Weg noch einmal radikal zu verändern.

Das haben die Planer von HCD mit einer konkreten Planung dann in eine Arbeitswelt umgesetzt, in der Offenheit und Kommunikation eine ganz wichtige Rolle spielen. „Wir haben eine Halle gestaltet, deren Zugang in der Gebäudemitte liegt“, berichtet Michael Stüve von HCD. Es gibt eine Blickachse vom Eingang in den Garten hinein, der natürlich perfekt gestaltet und in Szene gesetzt ist. Davor lädt ein offener Raum mit dem erwähnten großen Tisch als Anlaufpunkt zum Austausch ein. Direkt daneben gibt es eine offene Küche. „Gemeinsam haben wir damals die Arbeitsabläufe analysiert. Das sind spannende Abläufe, bei denen es einerseits darum geht, die Teams im Garten- und Landschaftsbau zu steuern, andererseits Lieferanten und Kunden zu treffen oder gemeinsam im Team neue Gärten zu planen. Dieser große Tisch bildet den Mittelpunkt des Unternehmens – im Alltag genauso wie gestalterisch im Raum.“

Offenheit und Kommunikation

Dass die Arbeitswelt perfekt zum Unternehmen und seiner Arbeitsweise passt, spüren nicht nur die Mitarbeitenden jeden Tag. „Unsere Kunden kommen hier herein. Die spüren, dass hier etwas anders ist als in anderen Firmen. Die spüren, dass hier ein kraftvoller Ort entstanden ist, und sie sprechen uns darauf an. Das hat stark mit der offenen Gestaltung zu tun, mit den offenen Menschen hier, mit den Farben und natürlich mit dem Drumherum, dem Grün und der Lage mitten im Park“, sagt Daldrup.

Für ihn war die Entscheidung damals eine strategische. „Auch in kleinen Strukturen wie bei uns muss man sich Gedanken über die Arbeitsplätze machen. Viele trauen sich das nicht, sondern hängen dann nur ein paar Deko-Gardinen auf. Aber das hat mit einer Strategie ja gar nichts zu tun.“ Stüve ergänzt: „Diesen Mut zu haben, Begonnenes zu hinterfragen, trägt auch wirtschaftlich. Denn die Arbeitswelt hier erhöht die Attraktivität für Mitarbeitende und Azubis natürlich deutlich. Das sind Punkte, die ein Unternehmen unterscheidbar machen.“

Führungsphilosophie auf die Arbeitswelt übertragen

Rückblickend hat sich diese Strategie ausgezahlt: Auch 15 Jahre nach der Umsetzung ist Daldrup begeistert davon, wie die grundlegenden Entscheidungen damals heute noch wirken. „Wir haben neue Sitzmöbel beschafft und einen riesigen Monitor. Die Idee des Tischs als Kommunikationszentrale des gesamten Unternehmens und die Umsetzung der eigenen Unternehmens- und Führungsphilosophie in die Gestaltung der Arbeitswelt trägt auch heute noch“, sagt seine Tochter und Mitgeschäftsführerin Marlene Daldrup: „Die Arbeitswelt ist tägliche Grundlage für unseren Erfolg und funktioniert heute noch so wie damals geplant.“

Dabei stand vor 15 Jahren noch gar nicht fest, dass die nächste Generation das Unternehmen fortführen würde. Aber die Arbeitswelt funktioniert – über die Generationen hinweg. Denn sie ist offen und flexibel, sodass sie die DNA des Gartenbaubetriebs aufnimmt und auf dieser Basis viel Raum für Entwicklung bietet. Für Michael Daldrup lässt sich das ganz einfach auf einen Punkt bringen: „Wir haben ein Umfeld geschaffen, das gut für den Menschen ist. Das strahlt auf alles ab.“ Und mit dieser Gewissheit ist es ihm eigentlich egal, ob es nun New Work ist oder ein anderes Modewort, das für eine attraktive Arbeitswelt gerade bemüht wird.