Ein Standpunkt von Sandra Stüve

Im Mai war ich drei Wochen auf Juist. Im Urlaub? Nein. Zum Arbeiten an einem anderen Arbeitsort. Vor der Pandemie hätte ich das niemandem erzählt. Aber nachdem andere die Zeit bei den Schwiegereltern in Nordeuropa verbringen, die Kinder im Schnee spielen lassen und selbst in Ruhe aus dem Homeoffice am Fjord heraus arbeiten, habe auch ich durchweg positives Feedback bekommen. Die Anwesenheitskultur, in der Menschen nur dann als fleißig galten, wenn sie präsent waren, scheint an ihr Ende gekommen zu sein.

Das ist vielleicht eines der wenigen wirklich guten Ergebnisse der Corona-Pandemie. Genauso: am Montag noch hat ein Kommunikationstrainer im (Online-)Workshop darauf hingewiesen, wie wichtig doch Kleidung und Hintergrund bei der Online-Präsentation seien. Am Dienstag habe ich einen internationalen – zugegeben sehr amerikanischen – Online-Kongress besucht, bei dem alle, vom Keynote-Speaker bis zum Moderator leger gekleidet aus dem eigenen Wohnzimmer gestreamt haben. Gut, das ist kein Beispiel für ordentliche Markenkommunikation über den Video-Kanal wie sie im Kundendialog gefordert ist. Aber diese Veränderung, diese neue Lässigkeit zeigen, dass sich die Prioritäten verschieben. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt und das, was er sagt und tut. Es geht um Menschen und Ergebnisse, nicht mehr nur um Inszenierung und den schönen Schein.

Diese Entwicklung bestätigt mich darin, dass Human Centered Design immer wichtiger wird. Die Arbeitswelt soll natürlich attraktiv für die Mitarbeitenden sein, soll die kulturellen Werte des Unternehmens widerspiegeln, aber zunächst muss sie funktional zu den Aufgaben und Tätigkeiten passen. Es geht um den Menschen. Wenn wir uns in der Zukunft alle darauf ein Stück weit mehr konzentrieren können, wäre es eine bessere (Arbeits-)Welt.

Wie erleben Sie diese Veränderung? Ich bin neugierig auf Ihre Erfahrungen,

herzlichst

Ihre

Sandra Stüve